Sesamschmalz
27. Februar 2017Das Glück ist ein Vogerl. Oder: Ein Rückblick auf die Zukunft.
21. April 2017Die Frage, die am öftesten gestellt wird, wenn das Thema auf das frei sich bilden unserer Familie kommt ist:
Wie schaut euer Alltag aus? Erzählt doch mal von einem typischen Tagesablauf bei euch zuhause!
Da kann ich dann leider nur bedauernd den Kopf schütteln. Einen typischen Tagesrytmus gibt es bei uns nicht. Klar, es gibt Eckpunkte, die bleiben zumeist gleich: Tiere versorgen, Frühstück, Mittagessen, Abendessen, Tiere versorgen, lesen. Dazwischen, währenddessen oder manchmal auch stattdessen findet allerdings das bunte Leben statt, mal mehr und mal weniger. Je nach Stimmung, Laune, Jahreszeit variieren die Themen bei uns sehr stark.
Wenn es keinen vorgegebenen Lehrplan gibt, dann sieht das auf den ersten Blick sehr chaotisch aus. Viele Pädagogen sagen dann: Das Kind wird überfordert, ihm wird zuviel Verantwortung aufgebürdet, es braucht fixe Strukturen und vorgegebene Ziele. Dahinter versteckt sich meiner Meinung nach die Angst, dass ein Kind von Natur aus aus sich selbst heraus nichts lernen würde. Ihm wird Faulheit, Trägheit und bis zu einem gewissen Grad auch Dummheit unterstellt. Der Erwachsene muss das Ruder führen, die Richtung weisen, kleine Häppchen aufbereiten, die dann zerstückelt und portioniert an die „Kleinen“ gefüttert werden. Im Vorfeld wird schon vorbauend gemahnt, gedroht, erzwungen und sicherheitshalber auch ganz fleissig gelobt. Ansonsten würde aus dem zu Erziehenden „nichts Gescheites werden“, er würde zum Sozialschmarotzer heranwachsen, der asozial, weltfremd und vollkommen verwöhnt, verzogen und verwahrlost im Sumpf seines eigenen Lebens dahintreibt.
Nun, wir machen tagtäglich andere Erfahrungen im Zusammenleben mit unseren Kindern. Seit gut einem Jahrzehnt haben wir viele Menschen im In- und Ausland kennenlernen dürfen, die das Freilernen auch leben. Wir laden alle herzlich ein, sich über Freie Bildung, Unschooling, Freilernen, selbstbestimmtes Lernen, life long learning, informal learning zu informieren und sich ihr eigenes Bild davon zu machen. Informationen dazu gibt es – und darüber bin ich froh und glücklich – reichlich zu finden, und es werden täglich mehr!
Dabei möchte ich zum wiederholten Male erwähnen, dass wir nicht grundsätzlich gegen Schule sind, auch nichts persönlich gegen Lehrpersonen jeder Art haben und auch deren Arbeit nicht schmälern wollen. Freilernen stellt meines Erachtens nach keine Bedrohung des herkömmlichen Schulsystems dar, sondern eine Bereicherung, eine Chance. Zahlen in Ländern, in denen freie Bildung gesetzlich verankert ist, wie z.B. England, zeigen, dass sich die Schule keine Sorgen machen muss. Es werden ihr nicht alle „Klienten“ davon laufen, nur, weil es möglich ist. Für viele Familien passt Schule an sich ja auch. Das soll auch so sein. Es bedarf auch hier keiner Wertung. Uns ist es nur ein Anliegen, über Möglichkeiten zu informieren und über Wege aufzuklären, vor allem auch für diejenigen der jungen Menschen und deren Familien, die aus irgendwelchen Gründen Probleme mit dem System Schule haben.
Ich bin jedenfalls überzeugt davon, dass nicht Schule, sondern Bildung neu gedacht werden muss.
Das unpraktische an Bildung ist, dass sie nicht messbar ist, sich nicht in einen Fächerkanon zwängen lässt und so schnell mal nebenbei getestet werden kann. Das Großartige daran aber ist, dass Bildung nicht nur immer und überall, sondern auch in allen Bereichen des menschlichen Daseins stattfindet. Im Deutschen gibt es die Begriffe Herzensbildung, Persönlichkeitsentfaltung, soziale, politische, geisteswissenschaftliche Bildung, und und und…Bildung ist nichts, was man erzählt bekommt. Bildung eignet man sich an. Und genau darin liegt der wesentliche Unterschied: Bildung ist nicht passiv, sondern erfordert einen aktiven sich Bildenden, der aus seiner Begeisterung heraus Fragen stellt, Probleme lösen möchte, Kompetenzen erwirbt.
Bildung ist etwas Intimes, Einzigartiges, sehr Persönliches. Sie findet zumeist fast heimlich, im Verborgenen statt. Wie ein Samen, der lange noch bevor er ans Tageslicht kommt ein Wurzelgeflecht ausbildet, Keimblätter hat, alle Anlagen bereits voll in sich trägt. Was wir sehen ist nur ein Bruchteil von dem, was da ist. Und das ist gut so.
Zurück zum Anfang.
Da es bei uns von keinem Alltag zu berichten gibt, mache ich mich an den Versuch, frei sich bilden in schulisch zu „übersetzen“ – und zwar mit regulären Unterrichtsfächern, da wir alle von unserem eigenen Schulbesuch darauf programmiert sind und es uns daher leichter fällt, in diesen Kategorien zu denken. Ich werde versuchen, mit Hilfe meines Tagebuchs und meiner nur allzu lückenhaften Erinnerung eine möglichst vollständige Auflistung davon zu liefern, womit sich unsere Söhne und Töchter zur Zeit beschäftigen. Wie oben erwähnt kann diese Liste nur unvollständig und lückenhaft sein und von Natur aus subjektiv aus meiner Sicht geschrieben.
Ich mache das nicht, weil ich mit meinem Nachwuchs angeben möchte (nein, nichts liegt mir ferner als Kategorien wie „hochbegabt“ oder „entwicklungsverzögert“ verwenden zu wollen), eine Verteidigungsposition einzunehmen gegenüber den Zweiflern, sogenannten Bildungsexperten oder Pädagogen oder aus dem Gefühl heraus, etwas beweisen zu müssen. Unser Nachwuchs ist ein absolut durchschnittlich „begabter“, sie sind alle ganz einfach „nur Kinder“. In manchen Bereichen würden sie sicherlich weit schlechter abschneiden als Schulkinder. Sie können zum Beispiel allesamt nicht schnell abschreiben oder ein flottes Diktat machen. Oder unter Zeitdruck mathematische Aufgaben lösen. Oder sechs Stunden am Tag stillsitzen und zuhören.
Aber ich bin selbst neugierig, was dabei herauskommt. Ich habe so einen Versuch des „Dolmetschens“ noch nie gemacht. Und ich möchte allen, die sich dafür interessieren die Möglichkeit geben, in das Freilernerleben zu schnuppern, sich ein Bild zu machen, eine Vorstellung zu bekommen was geschieht, wenn Wissens- und Fähigkeitenerwerb aus Freude, Begeisterung und Neugierde stattfindet. Was passieren kann, wenn man einem Menschen vertraut, an ihn glaubt und ihn in seinen Stärken begleitet, achtsam und liebevoll.
Hauptfächer
Deutsch
- Alphabet mit Singen, Filmen, Spielen, Büchern, Lexika, Bücherei
- Gutenachtgeschichten, Märchen, Gruselgeschichten erfinden
- Songtexte schreiben, umdichten, auswendig lernen
- Gedichte & Reime erfinden
- Zeitungsberichte lesen und diskutieren
- Erlebtes & Gesehenes nacherzählen
- Briefe & Postkarten entwerfen, gestalten, schreiben
- Bücher lesen, vorlesen, nacherzählen, basteln, gestalten
- Comics zeichnen & schreiben
- Emails lesen, schreiben, entwerfen
- Computerspiele lesen, empfehlen, nacherzählen
- Teamfähigkeit und Zusammenarbeit mit MineCraft, Sport, gemeinsames Backen, Kochen, Malen, Tanzen
- Meinungsrede: Konflikte durch Diskussionen & Probleme lösen im Familien- und Zusammenleben mit anderen
- Argumente zusammenfassen mit pro & contra bei Computerspielen, Geschwisterkonflikten, Streitereien, Überzeugungsarbeit
Mathematik
- Flächenberechnungen anhand von benötigten Rasensamen, Zaunlänge
- Raumberechnungen anhand von Hühnerstall, Badewanne
- Multiplikation, Division, Bruchrechnung, Mengenlehre anhand von Eiern, Süßigkeiten aufteilen, Portionen berechnen, Kuchen & Kekse backen, aufteilen, einkaufen, kochen, Sandspielen
- Einfache Additionen & Subtraktionen anhand von Altersberechnungen, Zaubertricks, Spielen mit Zahlen, Buchstaben, Würfeln
- Zahlen im Minusbereich anhand von Wettervorhersage, Wassertemperaturen, errechneten Geburtsterminen
- einfache Wahrscheinlichkeitsrechnungen anhand von Würfelspielen, Baggerarbeiten
- Orientierung im Raum mit MineCraft, im Dunkeln tapsen, Routen planen, Verstecken spielen, Wegbeschreibungen geben und folgen
- Längenmaße erfahren durch Messungen, Größentabellen anlegen, Lineale verwenden, Astronomie, Distanzen abschreiten
- Zeitmaße lernen anhand von Terminplanungen, Geburtstagen, Feiertagen, Stoppuhren, Zähneputzen, Astronomie
- Wirtschaftliche Berechnungen und Grundlagen der Buchhaltung anhand von eigenen Geschäftsideen
- Geometrie in Diskussionen über Fluglinien, Schwingungen in der Musik, Wechselstrom
- Währungen, Restgeld berechnen, rechnen im Zahlenraum bis 100.000 anhand von Monopoly
Englisch
- im Alltag als zweite Muttersprache, mit Geschwistern & Helpern aus aller Welt, mit Verwandtschaft
- in schriftlicher Form via chatten, Mailverkehr, Computerspiele, Lernspiele,
- Filme und Videos, Musik, Hitparade, Bilderbücher
Fremdsprachen
- Griechisch als „Vatersprache“ im Alltag inklusive Lernen des griechischen Alphabets mit Bilderbüchern, Puzzles, Spielen, Aufmalen.
- Spanisch mit Dora the Explorer, Dora & Friends, von Helpern und Workawayern.
- Slowenisch am Wochenmarkt, im Restaurant, beim Einkaufen
- Chinesisch beim Besuchen von chinesischen Restaurants & Running Sushi
- Weitere Fremdsprachen in Kontakt mit Helpern & Workawayern aus aller Welt
Nebenfächer
Physik
- Diverse Experimente mit Luft, Verdrängung, Druck mit Luftballons, Strohalmen, Wasser
- Auftrieb mit diversen Spielen und Versuchen mit Booten, schwimmenden Gegenständen in Badewanne/Schwimmbad
- Geschwindigkeiten beim Auto- radfahren, wandern
- Aggregatzustände von Wasser mit Experimenten mit Eis/Wasser/Dampf
- Flüssigkeiten und deren Dichte/Verhalten anhand von Mischversuchen, beim Backen, Kochen
- Physikalische Gesetze anhand von Spielereien mit diversen Materialien, Experimenten, beim Eislaufen
- Windstromerzeugung mit selbst gebautem Windradgenerator
- Elektrik anhand von Elektronikbaukasten, Weidezauninstallation, Reparaturen aller Art (PC, Telefon, Radios)
Chemie
- Waschmittel & Seife selbst herstellen
- Zahnpasta selbst herstellen
- Periodensystem der Elemente in der Diskussion über Dichtheit, Gewicht von Stoffen, Experimenten
- Bauchemie durch Mithilfe in der Baustelle
- Kochen & Backen
- Verbrennungsreaktionen am Lagerfeuer, Feuerwerk
Biologie
- Tierarten anhand von Zoobesuchen, Besuchen im Wald, Wiese, Feld, Tierbüchern, Lexika, Internetrecherchen, Haustieren
- Tierpflege anhand von eigenen Haustieren (Katzen, Schafe, Hühner, Wachteln, Fische)
- Sezieren, Anatomie anhand von gefundenen Mäusen, Maulwürfen, Kröten, Fröschen, …
- Kreislauf des Lebens anhand von Fuchsbesuchen. Sterbebegleitung der Haustiere, Erleben von Katzengeburten
- Pflanzenkunde im Kräuter- und Küchengarten, bei Besuchen im Wald/Wiese, beim Kochen/Schneiden
- Mineralienkunde: mit der Sammlung an Halbedelsteinen, beim Sammeln auf Spaziergängen, Bestimmen der Funde mithilfe des Internets/Büchern
- Ökosysteme durch Mitarbeit im Permakulturgarten, eigene Aquarien
- Teichwirtschaft am eigenen Teich
Geographie & Wirtschaftskunde
- Länderkunde auf Reisen (Urlaub, Verwandte, Bekannte), bei Dokumentationen, von Erzählungen von Besuchern
- Wirtschaftskunde anhand eigener Projekte wie Verkauf von Eiern, geräucherten Fischen, Flohmarkt
- Verständnis von wirtschaftlichen Zusammenhängen anhand von Angebot/Nachfrage bei Süßigkeiten, regionalem Gemüse
- Orientierung am Globus durch eigene Wurzeln (Wo lebt die Oma?), Reisen, Spiele, Helper
- Haushaltsrechnungen mit eigenem Taschengeld
Geschichte & politische Bildung
- Museumsbesuche
- auf Reisen bei Grenzübertritten, Besuch von historischen Stätten
- Diskussionen und Berichte persönlicher Geschichten von Familie, Freunden, Helpern
- Historische Funde von altem Werkzeug, Möbelstücke & zeitliche Einordnung
- Dokumentationen, Filme, Videos über Epochen, Zeitgeschichte
- Tagespolitik durch Zeitungsartikel, Onlineberichte, Diskussionen über Wahlplakate
Bildnerische Erziehung
- Kennenlernen zahlreicher Techniken in der KREATIVWerkstatt (Öl-, Acryl-, Temperamalerei, Sieb-, Hoch-, Tiefdruck, Dreidimensionales Arbeiten mit Ton, Fimo, Teig, Zeichentechniken mit Kohle, Rötel, diversen Stiften, Kreiden) durch gemeinsames Arbeiten und Gestalten mit Geschwistern, Freunden, Besuchern
- Farbtheorie anhand von Farben mischen mit diversen Materialien, Bemalen von Baumhaus, Einfärben von Teigen, Make Up, Faschingsschminken
- Kunstgeschichte durch Museumsbesuche, Ausstellungen, Erzählungen & Diskussionen, Dokumentationen
- Kunstbetrachtung anhand von Betrachtungen und Vergleichen der eigenen Kunstwerke, Diskussionen über Inhalt, Aufbau, Aussage
- Bildgestaltung anhand von eigenen Werken
- Medienkunde anhand von Museums- und Ausstellungsbesuchen, experimentieren mit Neuen Medien (Foto, Videoschnitt, Kameraeinstellungen, Schnittführung, Computerspielen) auch mit Diskussionen über Filme
- Dreidimensionale Darstellung in eigenen Werken, Überschneidungen, Schattieren, Schraffuren
- Schrift- und Schriftgestaltung in eigenen Briefen, Bildern, Postern, Einladungen
- Anatomisches Zeichnen, Portrait, menschliche Figur in der Freude am eigenen Schaffen
Textiles Gestalten
- Filzen mit der Nadel und Nasstechnik, Figuren, Spielsachen, Dekorationen, Schmuck für Geschenke, Mitbringsel
- Nähen mit der Nähmaschine und per Hand zum Herstellen & Reparieren von Kleidung, Kuscheltieren, Kirschkernkissen
- Fingerhäkeln, Strickliesl und einfaches Stricken zur Herstellung von Ketten, Schals
- Textilkunde beim eigenen Nähen, anhand von Eigenschaften der Kleidung
- Design & Mode anhand von Verkleidungen, Erstellen & Zeichnen eigener Entwürfe, Experimentieren mit Farbkombinationen & Effekten
- Webtechniken mit einfachen selbstgebastelten Webbrettern, Besuch einer Weberei
Musikerziehung
- Rhythmus mit selbstgebauter Trommel, Mitklopfen zu Lieblingsliedern, Rasseln, Klangstäben
- Diskussionen über Musikgeschichte/Stile durch unterschiedliche Radiosender
- Klassische Musik durch Ballettfilme, YouTube, Konzertbesuche
- Instrumentenkunde durch selbstgebaute Instrumente, Filme, Ausprobieren von diversen Instrumenten von Freunden & Bekannten, Orchesteranordnung
- Bewegung zu Musik durch Tanz, Spiel, Rhythmus
- Herstellen eigener Musikstücke entweder durch Experimentieren am Klavier/Flöte/Gitarre oder durch Schreiben eigener Texte & Suchen von passender Melodie, inklusive Tonaufnahme & Diskussionen über Vermarktung (YouTube)
- Gesang anhand von unterschiedlichster Musikfilme, Videos, Opernbesuche, Musicalbesuche, Hitparade nachsingen, Kinderlieder erfinden, umtexten, nachsingen, singen im Kanon & Chor mit Familie und Freunden
Darstellendes Spiel
- Planung, Aufführung und Regie von eigenen Theaterstücken
- Kostümbilden für die eigenen Stücke (Was passt wozu? Wie erkenne ich z.B. einen Räuber?)
- Puppentheater anhand von Theaterbesuchen, eigene Puppenspiele mit selbstgebastelten Fingerpuppen und Alltagsgegenständen
- Nachspielen von Filmplots, Erlebnissen, Märchen, Geschichten
- Rollenspiele aller Art
- Maskenbilden anhand von Ausstattung für die eigenen Theaterproduktionen
Bewegung und Sport
- Gleichgewichtsübungen anhand von Balancieren im Wald, Garten, Trampolin, Motorik Park
- Ausdauertraining durch Wandern, Laufen, Jogging, Gartenarbeit
- Krafttraining im Boxtraining, am Boxsack, durch Mithilfe auf der Baustelle/Garten, Plank Challenge
- Bodenturnen im Verein & mit Youtube-Videos
- Tanz klassisch, Ballett, modern mit Inspirationen aus Filmen, Musicals, Musikvideos, Youtube
- Yoga mit Freunden, Eltern
- Dehnungsübungen zur Steigerung der Gelenkigkeit zum Turnen, Boxen
- Reitsport mit Tierpflege, Haltung, Begrifflichkeiten
- Teamsportarten bei Treffen mit Freunden, im freien Spiel, Fußball
- Erfinden von eigenen Bewegungsspielen
- Eislaufen am Naturteich zuhause und in der Halle
- Schwimmen im Teich, Therme, Meer, Hallenbad, Freibad
- Fahrrad-, Dreirad, Scooter und Einrad fahren, Skateboarding
- Bogenschießen in der Anlage und zuhause mit selbstgebautem Bogen
Zum Schluss ist es mir wichtig, noch einmal zu betonen, dass all diese Aktivitäten nicht von uns Erwachsenen ausgegangen, sondern aus der Neugier und dem Entdeckerwillen der jungen Menschen entsprungen sind. Diese Liste klingt imposant und beeindruckend. Dabei gibt es oft lange Strecken, in denen die Kinder fast nur Filme schauen, Computer spielen, rumhängen, sich langweilen oder streiten. Wenn wir uns selbst beobachten sind es aber diese augenscheinlichen „Durststrecken“, in denen wir neue Ideen, Inspirationen und Einfälle bekommen. Diese Ruhephasen, in denen Dinge wachsen und entstehen können, Informationen verarbeitet und eingeordnet werden, sind mindestens so wichtig wie die Aktivität selbst.
Wobei mir persönlich an dieser Liste besonders auffällt, dass all die Kompetenzen, die besonderen Fähigkeiten und Begeisterungen hier nur gestreift werden. Dass die Kinder wissen, welche Pflanzen essbar sind, wie sie Pflanzen ziehen können, was sie im Wald essen können, wie sie Feuer machen können, wie man ein guter Gastgeber ist, wie man sich um ein Baby kümmert, wie man auf Mitmenschen empathisch eingeht, Konflikte löst, sich in einer fremden Umgebung zurecht findet, Kontakte knüpft…all das und so viel mehr passt nicht in unseren Kanon an herkömmlichen Unterrichtsfächern. Lebenswichtiges Wissen – warum also ist all das nicht Teil des Bildungssystems?
Unsere Aufgabe ist es nicht, leeres Wissen in unseren Nachwuchs zu füllen, sondern sie in ihren Interessen, Fähigkeiten und Eigenheiten zu sehen, sie zu begleiten, Resourcen zur Verfügung zu stellen. Wir sind dazu da, um Fragen, die gestellt werden zu beantworten oder mit ihnen gemeinsam Antworten zu suchen. Die jungen Menschen sind einzigartig in ihren Fähigkeiten, Interessen und Persönlichkeiten. Wir sind Kolloborateure – gemeinsam entdecken wir die Wunder der Welt. Wir sind die Hüter der Freiheit unserer Kinder. Wir sind Familie.
2 Comments
Liebe Karin!
DANKE für deine wunderbar treffenden Freilerner-Artikel!! Beim Lesen deiner Aufzählungen bemerke ich, dass ich vieles, was du hier anführst und was ich in ähnlicher Form auch täglich erlebe, gar nicht aufschreiben würde, weil ich einfach nicht daran denken würde… Weil es doch so selbstverständlich geworden ist, dass es einem nicht einmal mehr bewußt ist, wie „besonders“ es doch wieder ist. 😉 Das klingt jetzt vielleicht ein bißchen wirr ;-), aber ich denke, du weißt, was ich meine…
Danke dir fürs Bewußt-Machen, fürs Aufschreiben und fürs Posten!!
Liebe Grüße, Heidi
Liebe Heidi! Ich freue mich sehr über deinen Kommentar und die lieben Worte – schön, wenn es euch genauso geht und du dich wiederfindest! Für mich war das Aufschreiben auch sehr spannend…wobei ich sicherlich auch einiges vergessen habe! 😉 Liebe Grüße und DANKE dir! K.